Aussprache: Crème, Creme, [kreːm], [krɛːm], Kremm, Krehm, Krähm

Liebes Tagebuch,
seit einigen Monaten werde ich am Arbeitsplatz von zwei Kolleginnen geärgert. Alles begann, glaube ich, damit, dass ich von einer pappigen Sonnencreme erzählte. Und plötzlich sah ich mich höhnischem Gelächter ausgesetzt. Warum? Weil ich das Ganze [Sonnen|krähm] aussprach, ohne groß darüber nachzudenken. Und da erst wurde mir bewusst, dass Menschen bezüglich „Creme“ offenbar sehr unterschiedliche phonetische Gewohnheiten haben.

Los geht die Creme-Recherche: Krehm oder Krähm?

Von persönlicher Unsicherheit geplagt, vermied ich im Folgenden jede Erwähnung des Begriffs. Panisch achtete ich von morgens bis mittags darauf, nicht über Zahncreme, Sonnencreme, Crème brûlée zu sprechen – wer mich kennt, wird wissen, wie schwer mir das fiel! Nachdem sich der sporadische Gebrauch des Worts aber nicht vollständig umgehen lässt, sehe ich mich nun doch gezwungen, meine „Krähm“-Position zu verteidigen und auszubauen.

Ich beginne also beim guten alten Duden unter dem Lemma Creme. Dort lerne ich, wie überall sonst auch, dass es zwei „gültige“ Aussprachevarianten gibt: [kreːm] und [krɛːm]. Dass [kreːm] eindeutig „Krehm“ ausgesprochen wird, dürfte unstrittig sein. Stellt sich also die Frage, wie man [krɛːm] korrekt ausspricht. Das Hörbeispiel im Duden balanciert nach meinem Gehör haarscharf zwischen „e“ und „ä“, ist also keine große Hilfe. Enttäuschend auch Wiktionary: Hier klingt das Hörbeispiel eindeutig nach „Krehm“.

Was ist dieses ​“ɛ“​?

Wenn man das IPA-Zeichen ɛ nachschlägt, erfährt man, dass es sich um einen ungerundeten halboffenen Vorderzungenvokal handelt. Das hilft dem Nicht-Phonetiker natürlich nicht. Die deutsche Umschreibung lautet deutsch e („offenes“ e) und auch das Beispiel, „kess“, legt die Aussprache als normales „e“ nahe. Wenn man das Zeichen aber noch etwas weiter über den verlinkten Wikipedia-Artikel verfolgt, fällt einem z.B. auch die Beschreibung des IPA-Zeichen „j“ auf. Hier ist als Beispiel „jäh“ angegeben, phonetisch: [jɛː]. Ich kenne niemanden, der das „jehhh“ ausspricht – mein Umfeld sagt “ er kam jäääähhhh zu Ende“. Punkt für mich.

Im Forum von leo.org geht es zwar eher um die Frage, ob man der „Krehm“ noch ein „e“ anhängt (also „die Krehme“), aber auch hier werde ich fündig. Ein erklärter Ruhrpottbewohner schreibt dort: „Bei uns heißt das schon fast ‚Kräm‘.“ Und jemand anderes: „Im Rheinland heißt es sogar ‚Krämm‘.“ Die Mehrheit tendiert allerdings klar zur „Krehm“.

Immerhin rettet mir auf der Aussprache-Plattform Forvo jemand den Tag. Während fw3493af (Weiblich aus Augsburg) „die kre(h)m“ haucht, sagt frikoe (Männlich aus Deutschland nähe der niederländischen Grenze) hörbar und selbstsicher „die Kräähm“.

Lebe ich phonetisch vielleicht einfach im falschen Bundesland?

Und wie heißt’s nun richtig?

Da es sich um ein französisches Lehnwort handelt, müsste man es natürlich eigentlich sowieso „kremm“ aussprechen (Hörbeispiele ebenfalls Forvo).

Und: Phonetik ist irgendwie keine exakte Wissenschaft. Ich freue mich über Kommentare, wie ihr „Creme“ aussprecht.

Bild von Marion Parmentier auf Pixabay

5 Gedanken zu „Aussprache: Crème, Creme, [kreːm], [krɛːm], Kremm, Krehm, Krähm“

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