Es sei ein (weiterer) kurzer Hinweis auf meine „Arbeit“ drüben bei Tarot-Guide.de erlaubt – auch, um die hiesige Stille ein Stück weit zu erklären. Ich werkle dort an einem soziologischen (und damit aufklärend-abklärenden) Hobbyprojekt zum Thema Tarot, Esoterik und Co. Ursprünglich hatte mich ja vor allem der Zusammenhang von Subversion bzw. „Gegenkulturen“ und Esoterik interessiert. Dazu entstanden im Studium u.a. auch die beiden Theosophie-Arbeiten.
Meine These bleibt, dass sich esoterische Systeme tendenziell sowohl für konservative als auch für progressive Zwecke einsetzen lassen, und dass es schwer ist, im Vorfeld abzusehen, wofür sie ge- oder missbraucht werden. Gerade in mystischen Strömungen, die einen individuellen (und nicht durch Tradition, Autoritäten, Organisationen vermittelten) Zugang zu Heil, Gnade, Erleuchtung oder was auch immer versprechen, sehe ich aber durchaus eher machtkritische als -legitimierende Faktoren.
Anyways: Womit befasse ich mich auf tarot-guide.de? Mit den ersten Ansätzen zu einer Analyse von Praktiken des Esoterischen, könnte man sagen. Und zwar sehr spezifisch am Beispiel des Tarot. Warum Tarot? Weil ich das a) schon immer spannend fand, es b) hübsch ist und c) hier m.E. die Bereiche/Felder/Systeme Magie, Religion, Mythos und Kunst einzigartig zusammenkommen. Was meine ich mit Magie? Ich zitiere mich kurz selbst aus der Einleitung zu einer Bibliographie:
Ich suche seit langem nach Ansatzpunkten einer „Soziologie der Magie“, worunter ich alles zusammenfasse, was weder ganz in den Bereich der Religion noch der Wissenschaft fällt, aber Strukturmerkmale dieser Felder (oder Systeme) besitzt. Und wenn ich sage: nicht in den Bereich der Religion oder Wissenschaft fallen, dann meine ich vor allem, dass diese Felder nichts mit der Magie zu tun haben wollen: Wissenschaft behauptet selten, „magisch“ zu sein, und Religion auch nicht.
Wohl aber beanspruchen Vertreterinnen der Magie regelmäßig, „wissenschaftlich“ vorzugehen und sich auf religiöse Wahrheiten zu stützen. Damit haben wir auch einen ersten Hinweis, worum es geht: um Wahrheit(en) und damit um legitimes Wissen. (Dies soll nicht leugnen, dass sich andere Felder, Politik und Kunst etwa, die Magie zu Nutze machen können, oder dass sie auch immer rückgekoppelt ist an Wirtschaft.)
Das alles muss man dann freilich wieder abgrenzen von anderen „Wissensgebäuden“, die zwar irrational (oder sub-/hyper-/para-rational), aber nicht mit magischer Semantik aufgeladen sind — also etwa dem Bereich conspiracy theories. Verschwörungstheorien können, müssen aber nichts mit Magie/Esoterik/Okkultismus zu tun haben.
Mal sehen, wo dieses Projekt hinführt. Auf jeden Fall gibt es drüben schon eine kleine Deck-Datenbank sowie „Kartenbedeutungen“, die unabhängig von einzelnen Decks bzw. „deck-übergreifend“ „funktionieren“. Dafür habe ich mich natürlich von ChatGPT unterstützen lassen — es ist schon sehr spannend, was LLMs über Esoterik „denken“.
Beitragsbild: Dall-E zu „sociological scholarship around esoteric belief systems“, extra für Fabi.