Wer sich bzw. sein Genom bei einem Dienst wie 23andMe hat analysieren lassen, bekommt einige nette Reports zur Abstammung und Gen-Geschichte. Es geht aber noch viel mehr.
Um mit seinen persönlichsten (und wohl abstraktesten) Daten etwas anzufangen, braucht man aber neben den richtigen Fragestellungen auch die richtige Software. Neben Statistik-Tools, die die Daten aufbereiten, bedeutet das vor allem: Man braucht Vergleichsdatensätze bzw. eine Vergleichsdatenbank.
Contents
Welche Fragen kann man stellen?
- Generelles
- Bin ich mir der Probleme bewusst, die mit dem Hochladen von höchstpersönlichen Daten ins Netz einhergeht? Verstehe ich auch, dass diese Daten in den falschen Händen nicht nur Diskriminierung gegen mich selbst, sondern auch gegen viele Verwandte ermöglichen können? (Am besten stellt man sich diese Frage allerdings, bevor man sein Genom analysieren lässt …)
- Ist das mein Datensatz? Bsp.: Stimmt die Augenfarbe?
- Will ich das alles wirklich wissen, auch wenn es die Geschichte, die ich über mich selbst erzähle, ggf. in Frage stellt?
- Wie sehr vertraue ich einer jungen und fehleranfälligen Technologie wie der Genanalyse mit weitreichenden persönlichen Entscheidungen?
- Wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit, dass eine Varianz in meinem Genom eine bestimmte Bedeutung hat? (Bsp.:
- Vorfahren und Abstammung: genetische Genealogie
- Sind meine Eltern (entfernt) verwandt?
- Welche modernen Volksstämme stecken in mir?
- Passt das zu den Daten und Erzählungen über meine Familiengeschichte? (Hier hilft ein Abgleich mit GEDCOM-Daten, also Stammbäumen aus Genealogieprogrammen)
- Völker-Herkunft: Vorgeschichte
- Welche „Ancient Genes“ kommen in mir vor?
- Wie viel Neandertaler steckt in mir?
- Krankheiten, Risiken, Stoffwechsel und andere Health-Themen
- Wie sollte ich mich ernähren?
- Welche Faktoren sollte ich meiden?
Analyse-Tools
Die meisten Online-Tools brauchen ein paar Stunden oder ein paar Tage, um die Daten mit ihrer Datenbank abzugleichen. Das ist aber auch ihr Vorteil: Sie kommen mit Vergleichsdatensätzen, die schon perfekt für die Software aufbereitet ist und man vorgefertigte Reports erstellen. Einfache Analysen gehen sogar meist sofort.
Lokal verwendete Tools laufen u.U. ebenfalls einige Stunden bis Tage! Zudem können verschiedene Tolls aufgrund ihrer Datenbasis zu völlig unterschiedlichen Ergebnissen kommen. Der Schwerpuntk liegt hier auf nicht-kommerziellen Anbietern, die idealerweise auch so etwas wie eine Datenschutz-Politik haben. Trotzdem bleibt ein Risiko, dass die Daten in den falschen Händen landen und irgendwann – nach der Wahl der falschen Regierungspartei, z.B. – gegen einen verwendet werden.
Datenanalyse und -Konvertierung
- https://codegen.eu/search/ (API oder Upload) – Gesundheitsanalyse auf Basis tausender Studien, viele Ergebnisse und daher manueller Aufwand in der Interpretation
- https://gedmatch.com (API) – Vor allem genealogische und historische Analyse
- https://www.infino.me/genetics/ (API) – Check auf bestimmte Krankheiten (Citizen Science)
- Interpretome http://esquilax.stanford.edu/#start (Upload) – Den eigenen Datensatz an diversen Uni-Übungen ausprobieren, Risiko-SNPs identifizieren, Abstammung eingrenzen
- http://geneticgenie.org/ (Upload) – kostenloser Methylation-Report und „Detox“-Report
- http://genetics.cs.ucla.edu/spa/index.html – „Spatial Ancestry analysis (SPA) is a method for predicting ancestry or where an individual is from using the individual’s DNA.“ Download der Software sowie von Datenmodellen für Europa und die Welt
- https://livewello.com/genetics – kommerzieller Gesundheitsreport
- https://dna.land/ – wissenschaftliche Analyse
- http://kittymunson.com/dna/SegmentMapper.php – „This program will make a chromosome web page chart from a CSV file for segments mapped for up to 40 individuals.“
- https://www.enlis.com/personal_edition.html – Personal Edition der Wissenschaftssoftware, 40$
- http://www.math.mun.ca/~dapike/FF23utils/ – Analysetools, leider ohne Dokumentation, sehr „DIY“
- http://www.dnagedcom.com/ – umfangreiche, leider etwas unübersichtliche Online- und Offline-Tool-Sammlung für genetische Genealogie
- http://www.y-str.org/p/tools-utilities.html – Analysetools (Quellcode und Windows) für genetische Genealogie. Anmerkung: Der Autor ist wohl unter die Prediger gegangen
- http://www.y-str.org/p/factoids.html – Gesundheits- und andere Tests (u.a. Persönlichkeitstests) vom gleichen Autor
- http://www.itstime.com/AncestryDNAHelper.htm – Chrome-Plugin zur lokalen Analyse mit Schwerpunkt Abstammung
- https://dnahelpersql.blogspot.de/ – Blog zur Nutzung der Firefox-Extension SQLite Manager in Kombination mit AncestryDNA Helper
- https://www.genomemate.org/ – plattformunabhängiges Tool zur Datenverwaltung
- 529andYou – Chrome-Plugin, das Verwandtschaftsdaten auf 23andMe.com verwaltet und lokal speichert
Weitere Projekte und Datenbanken
- https://opensnp.org/ – Upload des eigenen Datensatze, Download tausender Datensätze für Analysen und „Genetik-Community“ mit Stories über Variationen. Wer sich mit vielen Daten in eine eigene Big-Data-Analyse stürzen will, sollte hier anfangen!
Übersichten, Blogs und Artikel
- What else can I do with my DNA Test Results? – Schwerpunkt Ahnenforschung/Genealogie
- How to make sense of 23andme raw data
- 23andMe – ein kleiner Einblick in die komplizierte Welt der Gene – Schwerpunkt Gesundheit und Ernährung
- http://isogg.org/wiki/Autosomal_DNA_tools
- http://www.diygenomics.org/index.php
- http://www.23andyou.com/3rdparty
1 Gedanke zu „23andMe: Was macht man mit den Daten, wenn man sie hat?“