Cthuloide Adventures und PC-Games

Über die reichlichen Urlaubstage haben wir uns ein neues Hobby zugelegt: seit Jahren in meiner Steam-Library vegetierende Adventures zu zocken. Und zwar „Call of Cthulhu“ von 2018 und die „Darkness Within“-Reihe. Daran anschließend habe ich mich mal auf die Suche gemacht, was sich für diese launige Freizeitgestaltung noch so alles anbietet. Daher hier eine kurze Liste gespielter und noch zu spielender Titel, die gezockten jeweils mit knapper Bewertung. (Fast) alle Links gehen zu Steam.

Ich freue mich über weitere Tipps (oder Warnungen vor Spielen auf der Wunschliste, die nichts taugen).

Gespielt

  • Call of Cthulhu – Dark Corners of the Earth (2006): Das Spiel habe ich vor ca. 5 Jahren zuletzt gespielt und habe es in eher mittelprächtiger Erinnerung, was vor allem an der Steuerung lag. Ich weiß nicht, ob sich ein weiterer Versuch lohnt.
  • Call of Cthulhu (2018): Sehr atmosphärisch; die erste Hälfte empfand ich als deutlich gruseliger und klaustrophobischer als die Zweite. Der klassische „Don’t show the monster“-Effekt. Das Spiel ist sehr linear mit wenigen wirklich fordernden Stellen und eher sinnfreien RPG-Elementen – ich würde es eher als interaktiven Film beschreiben. Das aber macht es sehr gut, und insbesondere die Szenen-Rekonstruktionen fand ich eine gelungene Mechanik für Ermittlung. 5/5 Tentakeln. (Kostenpunkt: 10.- im Sale)
  • Darkness Within 1 – In Pursuit of Loath Nolder: Zunächst zu den Schwächen: Die Rätsel sind teilweise etwa unintuitiv, genauso wie der Fortschritt durch kombinierte Hinweise. Mehr als ein Mal mussten wir in einen Walkthrough gucken, weil wir zwar schon wussten, dass eine Lokation leer steht oder dass wir als nächstes hierhin oder dorthin müssen, uns das Spiel den Weg aber verwehrte, bevor wir nicht in irgendeinem obskuren Buch eine Zeile unterstrichen und das mit einem anderen „Clue“ im geistigen Inventar kombiniert hatten. Außerdem haben wir bis zuletzt nicht rausgefunden, wieso es einen „Alan“ im Handy-Telefonbuch des Ermittlers gibt – man kann ihn zu keinem Zeitpunkt anrufen.
    Dafür besticht das Spiel durch visuelle und akustische Atmosphäre und eine solide Story, immer weiter hinein in den Wahnsinn. Insbesondere der Soundtrack mit Klapperschlangen-Sounds und wohlplatzierten Spaziergängen durch diverse Moll-Skalen (und einem Rätsel in einer verminderten Skala) eignet sich auch perfekt für den Rollenspieltisch. Die Sprechsequenzen sind auf deutsch wie auf englisch ein Genuss. Bonus: Die Einrichtung mit Orientteppich, Büchern und Vitrinen scheint mein Arbeits- und Spielzimmer für eine Verwendung als Okkultistenhöhle zu prädestinieren … 5/5 Tentakeln
  • Darkness Within 2 – The Dark Lineage: Großer Pluspunkt: Größere Bewegungsfreiheit danke „normaler“ Ego-Perspektive. Wie auch im Vorgänger überzeugende Dialoge, allerdings keine mühevolle deutsche Synchronisation. Das Handling von Rätseln und Buchpassagen scheint besser zu funktionieren. Dieser deutsche PDF-Walkthrough konnte uns an zwei Stellen weiterhelfen – und er behandelt vor allem auch die Unterschiede der Director’s Cut- von der normalen Version. Die Story bleibt letztlich etwas mysteriös: Was tat und was tut der im Vorgänger titelgebende Detektiv Loath Nolder – und welche Rolle spielte er genau (!) in unserer Vergangenheit? Was ist mit all den Kultisten passiert? Und wieso sind eigentlich alle so böse und durchtrieben? Aber wie beim Vorgänger macht die Atmosphäre das alles wett. 4/5 Tentakeln. (Kostenpunkt: beide Teile im Sale für 3,58)
  • Sherlock Holmes – The Awakened: Schon lange in der Bibliothek, bislang hatte mich die Grafik stets abgeschreckt. Einige Details fand ich sehr leicht zu übersehen, daher half mir dieser Walkthrough an einigen Stellen. Insgesamt ein Spiel mit feiner Ironie (ich habe es nur auf Englisch gespielt, daher kann ich über die Nuancen der deutschen Übersetzung nichts sagen) und spannender Story, aber tatsächlich fand ich die grafische Präsentation nicht überall kongenial. Vor allem die starre Mimik der Charaktere und die leeren, weiten Ebenen vieler Szenerien nehmen dem Abenteuer einiges von seiner Atmosphäre. Zu dieser tragen auch coole Easter Eggs (der kleine Hercule Poirot im Zug, Gastauftritt Moriarty) und Holmes‘ beißende Ironie nicht positiv bei. Außerdem fehlen überall Teppiche! Pluspunkte gibt es für einige Details der Inneneinrichtung, z.B. in der Nepalesen-Hütte an den Docks. Leider sind mir die Rätsel oft zu verworren – ohne Walkthrough hätte die die Hausdurchsuchung in Lousiana nie fertig bekommen. 3/5 Tentakeln.
  • The Picture in The House: Kostenlos, atmosphärisch, kurz, aber nicht speichern zu können ist ein erheblicher Nachteil und das Spielerlebnis eher „ruckelig“. Achtung – ich war an einigen Stellen tatsächlich abgestoßen von Handlung und Darstellung. Als Mischung aus interaktiver Story und Gamedesign-Studienarbeit aber durchaus einen Versuch wert. (Man kann sich aber auch einen Walkthrough auf Youtube angucken, ich denke, das unterhält genauso.) 3/5 Tentakeln. (Kostenpunkt: kostenlos)
  • The Rapture Is Here And You Will Be Forcibly Removed From Your Home (Trailer): Kostenloses 20-Minuten-Weltuntergangs-Game von Connor Sherlock mit coolem Soundtrack. Wobei „Game“ eigentlich die falsche Kategorie ist; eigentlich handelt es sich eher um eine virtuelle Klanginstallation. Man tut nämlich nichts anderes, als durch ein weite, hügelige Landschaft (vermutlich in New England) zu laufen, in der außer Felsen, Bäumen, ein paar Hütten und Strommasten nicht viel existiert. Im Himmel droht der unförmige Schatten eines riesigen UFOs (?). Überall in der Landschaft verstreut befinden sich farbige Säulen aus Lichtkugeln, die in den Himmel steigen. Wenn man über diese Säulen läuft, verschwinden sie, und es wird ein Lovecraft-Zitat wiedergegeben. Das Raumschiff expandiert – und nach 20 Minuten wird man wieder auf den Startscreen geworfen. 5/5 UFOs. (Kostenpunkt: kostenlos)
  • Metaphobia: Kurzes, kostenloses Spiel rund um reptiloide Verschwörungstheorien. „A dark mystery detective story, inspired by classic adventure games from the 90’s“, laut Entwickler. Narrativ sehr gelungen, nie überfordernd, mit einem etwas raschen Ende. 4/5 UFOs. (Kostenpunkt: kostenlos)
  • Eldritch: Witziges 3D-Roguelike mit netten STrategien und creepiger Atmosphäre. 5/5 tote Shop-Owner. (Kostenpunkt: 1,19 im Sale)
  • Stygian: Reign of the Old Ones: Kein Adventure, sondern ein RPG. Rundenbasierte Kämpfe und viel Reisetätigkeit – eigentlich ein (kleines, handgezeichnetes und hardwarehungrigeres) Baldur’s Gate II, angesiedelt in Arkham statt in Athkatla. Mechanisch trotzdem irgendwie „retro“. Coole Story, sehr tiefes Charakterspiel mit einigen netten Mechaniken (das „Belief System“ entscheidet über Sanity-Gewinne in Dialogen und die präferierte Lektüre während der Rast, bspw.), coole Charaktere. Einige Schwächen: Insgesamt leider zu kurz und nicht ganz fertig, ein paar Glitches und Bugs, ein ziemlich langatmiges Kampfsystem (dem man leider auch nicht auskommen kann, weswegen ich für einen ersten Playthrough etwas mit viel Melee empfehlen würde) – aber so muss ein cthuloides RPG aussehen. 4/5 Tentakeln. (Kostenpunkt: gekauft im Sale für 6,24 Euro)
  • Gibbous – A Cthulhu Adventure: Der Trailer erinnert schon wohlig an Monkey Island – der Inhalt ist ein klassisches P&C-Adventure mit einem dichten Plot aus Kultistenkrieg („Starry Knowledge“ gegen „Esoteric Order of Dagon“, also Nyarlathotep vs. Cthulhu). Mechanisch sehr gelungen: Überschaubare Level/Kapitel mit unfassbar viel Wortwitz (jedenfalls im englischsprachigen Original, eine lustige „What happened in the Past?“-Ability sowie eine sprechende Katze. 5/5 Tentakel und 5/5 Guybrushs.  (Kostenpunkt: 6,79 im Sale)
  • In the House of Silence: Kein Adventure, sondern ein Roguelike, aber das Genre mag ich generell sehr gern. (Kein Spiel in meiner Bibliothek hat mehr Game Time als „Desktop Dungeons„, das spiele ich fast täglich als Sudoku-Ersatz.) Noch etwas unfertig (Stand: März 2021), aber vielversprechend – wer möchte nicht kurz nach Spielstart ein Auge durch ein Vampirmaul ersetzen …? x/5 Tentakel (keine Wertung für Early Access Games). (Kostenpunkt: 8,36 im Sale – eine Wette auf die Zukunft.)
  • Lovecraft’s Untold Stories: Ein Shoot-em-Up im Pixel-Stil mit gruseliger Soundkulisse. Zufällig generierte Level wie Krankenhäuser und Minen warten auf die Entdeckung durch verschiedene Charaktere. Es gibt jede Menge Items und Mini-Events zu entdecken (die leider häufig auf Kosten der geistigen Gesundheit gehen) und Gegner zu erschießen. Außerdem warten unfassbar viele, teils obskure Lovecraft-Referenzen darauf, vom Spieler verstanden zu werden. Leider ist das Spiel an vielen Stellen sehr unausgewogen; man stirbt auch auf den leichteren Schwierigkeitsgraden teilweise extrem schnell, ohne, dass das Spiel dadurch deutlich dynamischer wird. Man verschwendet einfach gerne schnell eine halbe Stunde. Insgesamt bevorzuge ich rundenbasierte Spiele mit permanenter Save-Option, aber für Zwischendurch ist das Spiel zu empfehlen. 3/5 Tentakeln (Kostenpunkt: 5,39 im GOG-Frühjahrs-Sale)
  • Cultist Simulator: Wurde irgendwo auf Reddit empfohlen. Ein erster Spielversuch war irritierend, aber ich gebe dem wohl noch ein paar Chancen.
  • „The Sinking City“ (2019). 4/5 Tentakeln. Hier geht’s zur Rezension.

Zu Spielen

  • Conarium: Von den Machern von „Darkness Within“. Schon gekauft, noch nicht gespielt. (Kostenpunkt: 4,99 im Sale)
  • Transient: Von den Machern von „Darkness Within“, allerdings von einem anderen Entwicklerstudio (Stormling Studios statt Zoetrope Interactive)
  • Sunless Sea und Sunless Skies: Nie durchgespielt, weil mir das Spiel zu träge wurde, aber es steht auf der „Play Again“-Liste. (Kostenpunkt: 15 Euro mit Erweiterung)
  • The Vanishing of Ethan Carter: (Kostenpunkt: 4,79 im Sale)
  • Moons of Madness: Die gemischten Kritiken schrecken mich eher ab …
  • Call of the Sea: Sieht vielversprechend aus!
  • Darkest Dungeon: … (Kostenpunkt 4,59 im Sale)

Verflossene: „Cthulhu Nation“

Irgendwann in grauer Vorzeit gab es mal das Spiel „Cthulhu Nation“, ein Browsergame. Ich erinnere mich noch wohlig an endlose Streifzüge durch die Weiten Innsmouths. Hach, das war was. (Infos bei MMOFacts, ein Faden bei Reddit, und eine leider ungepflegte Facebook-Seite.)

Honorable Mentions

Kein (direkter) Lovecraft-Bezug, aber lohnenswerte (Browser-) Spiele:

  • Catachresis: Wer wollte sich schon immer wie ein Geisterjäger auf Arbeit fühlen? (Browser)
  • Marginalia: Horror-on-the-Walk-Game mit Main- und Sideplots (Review)

Anm.: Eigentlich könnte dieser Artikel auch bei CyclopeanCitadels erscheinen. Dort habe ich allerdings seit 2,5 Jahren gar nichts und seit 4,5 Jahren nichts Substanzielles veröffentlicht, sodass ich mich scheue, das Blog zu reaktivieren …

Catachresis: Eine kleine Cthulhu-Statue bringt vielleicht doch den Mythos-Bezug ...
Catachresis: Eine kleine Cthulhu-Statue bringt vielleicht doch den Mythos-Bezug …

Update 4.1.22

In diesem Youtube-Video werden noch diverse weitere Games besprochen, darunter „Source of Madness“ (Sidescrolling-Shootemup, Early Access), „The Shore“ (Egoshooter), Darkwood (Survival-Adventure),

2 Gedanken zu „Cthuloide Adventures und PC-Games“

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