Im Anschluss an meine Überlegungen zum Wahlverhalten werfen wir einen kurzen Blick auf das vorläufige amtliche Endergebnis laut Bundeswahlleiter – wie immer strikt subjektiv und eklektisch.
60 Millionen Stimmen?
Auch wenn man hier und da liest, dass „60 Millionen Deutsche ihre Stimme abgegeben haben“, stimmt das natürlich nicht: Es waren knapp 47 Millionen und damit etwa 76,6% der Wahlberechtigten. Von diesen wählten 420.000 (bei den Erststimmen sogar 500.000) ungültig, also etwa 1%. Zusammengenommen hat also etwa ein Viertel aller Stimmberechtigten kein nach Wahlrecht gültiges Votum abgegeben.
Interessant ist, dass es bei den kleinen Parteien im Bundestag einen Swing gab: Die Linke hat 4,3% eingebüßt, die Grünen haben 5,8% gewonnen (ich rede hier immer von Prozentpunkten, nicht von prozentualer Veränderung, wie in der Berichterstattung üblich).
Die Entwicklung der großen Parteien wird Politikwissenschaftlerinnen, Medienleuten und Soziodemographen für die nächsten Jahre viel zu diskutieren geben; dass die stärkste Partei gerade mal ein Viertel der Stimmen auf sich vereinigt, ist auf jeden Fall interessant. Nehmen wir Ungültige und Nichtwähler zusammen, stellen diese (bei den Zweitstimmen) also fast die größte Gruppe, die SPD hat einen kleinen Vorsprung.
Eigentlich das einzige Rätsel bei dieser Wahl ist für mich, wieso die FDP 5 Millionen Stimmen bekommen hat, obwohl objektiv nur ein paar hunderttausend Menschen von ihrer Klientelpolitik profitieren dürften. (Siehe hier.)
Kleine Parteien
Die „Sonstigen“ haben 8,6 Prozent der Stimmen bekommen. Die allermeisten der erstmals angetretenen Parteien sagen mir nichts, die muss man sich aber wohl auch nicht merken. PARTEI und Piraten stagnieren, wo sie sind (bei 1% resp. 0,4%). [Ob Martin Sonneborn recht hat und es Unregelmäßigkeiten wider die PARTEI gab, bleibe an dieser Stelle mal unkommentiert; mit dem Bundeswahlleiter gab es ja schon ein paar Reibereien in der Vergangenheit.] Die Tierschutzpartei hat übrigens 1,5%, aber auch unter den Sonstigen ist das bürgerliche Lager am stärksten: Die Freien Wähler bekommen 2,4% der Zweitstimmen.
Regionales
In Bayern wären die FW sogar im Parlament: 7,5%. Außerdem können die Bayern wählen: Wahlbeteiligung 79,8%, nur 0,5% ungültige. Die Grünen liegen leicht unterm Bundesschnitt, aber auch die AfD. Mit 31,7% ist die CSU allerdings auch weit von einer absoluten Mehrheit entfernt.
In Nürnberg-Süd, meinem alten wie auch neuen Wahlkreis, sieht auch alles recht gleichförmig aus. Zumindest fallen mir keine bedeutenden Abweichungen zur Bundesebene auf.
Und jetzt?
Für mich lesen sich die Ergebnisse der vielbeschworenen „Entscheidungswahl“ ziemlich langweilig. Eigentlich alles so, wie ich das erwartet hätte (und natürlich kein „Linksrutsch“, eher wird alles bürgerlicher). Ich vermute: Es bleibt alles beim alten. Gut, dass ich keine Kinder will Zwinkersmiley.