MA-Abgabe, Heimdrucker, Soundcultures

When I composed the first sonic meditation, I realized that I was composing the direction of attention.
(Pauline Oliveros, zitiert nach Brettworks)

Ich weiß, alle hier fiebern dem Ende meines Studiums entgegen. Und es geht voran: Denn die Masterarbeit ist jetzt nicht nur gedruckt, sondern auch aufgegeben!

Die MA ist abgegeben.

Was lange währt … wird auch mal fertig. Und daher kann ich vermelden: Die Masterarbeit ist heute per Paket ans Prüfungsamt übersandt worden. Time to party!

Natürlich soll nicht verschwiegen werden, was das an Bürokratie und Logistik bedeutet hat.

Wie gibt man eine Masterarbeit ab?

Die Vorgabe lautet: 3 gebundene Exemplare und 2 Mal in elektronischer Form („CD-Rom/USB-Stick/anderes Medium“). Schade, dass man das nicht einfach irgendwo hochladen kann. „Elektronisch“ habe ich mich für zwei sehr billige USB-Sticks entschieden; „gebunden“ bedeutet: zweiseitiger Satz mit Thermobindung, 100g-Papier, Farbe. Ein Exemplar kommt dann bei 107 Seiten (inkl. Literatur und Anhängen) auf knapp 20 Euro. Zusätzlich habe ich mir ein paar s/w-Exemplare (knapp 10 Euro) für den eigenen Gebrauch bestellt. Ich kann drucksofa.de empfehlen, zumal das ein Nürnberger Copyshop ist.

Wenn man die Exemplare dann hat: Eigenständigkeitserklärung unterschreiben und abschicken. Dabei sollte man natürlich die Abgabefrist beachten. Hier gilt der Poststempel, in meinem Fall also vermutlich der Einlieferungsbeleg in einer Packstation — denn leider wiegt das Paket 1,3 Kilo. Geht also nicht mehr per Einschreiben-Maxibrief. Dafür hat man dann ein Tracking, was der Projektmanagement-Paranoia sehr entgegenkommt.

Außerdem habe ich der Sendung einen an mich adressierten und frankierten Rückumschlag beigelegt, damit man mir irgendwann mein Zeugnis zuschicken kann — sonst müsste man da wohl immer nachhaken und es dann in Jena abholen.

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Und nun?

Nun warte ich, ob ich eine Eingangsbestätigung erhalte. Danach sollte ich bis 31.5. ein „Kurzgutachten“ meiner Gutachter bekommen, aus dem auch Diskussionspunkte für die mündliche Prüfung hervorgehen. Wenn ich das richtig verstehe, bekomme ich mit diesem Kuzgutachten auch bereits meine schriftliche Note. Die macht den Großteil der Note des MA-Moduls aus, laut Studienordnung nämlich 26/30 ECTS:

(5)
1) Das Modul Master-Arbeit setzt sich aus der Master-Arbeit (26 LP) und ihrer Verteidigung im Rahmen einer 45-minütigen mündlichen Prüfung (4 LP) zusammen.
2) Die Note der mündlichen Prüfung geht zu einem Fünftel in die Modulnote ein.

Und dann ist der krönende Abschluss eine mündliche „Verteidigung“ der MA (10 ECTS), vermutlich Anfang Juni. Und dann ist das Abenteuer fertig.

Neuer Drucker (Techniktagebuch)

Meine Druckergeschichte (oder jedenfalls die Erinnerung an diese) setzt ein mit einem HP Deskjet, ca. 2015. Der zog dann 2017 von München nach Nürnberg, 2021 innerhalb Nürnbergs um und dann ging er kaputt. Irgendwas mit dem Druckkopf.

Leidensgeschichte(n)

In der Folge kaufte ich den Nachfolger, scheiterte aber an der Einrichtung mittels „HP-App“. Die sollte wohl nur die Wifi-Verbindung auf das Gerät packen; aber es ging einfach nicht. (Warum „SSID wählen, WPS-Taste drücken, fertig“ nicht geht, werde ich nie verstehen.) Danach bekam ich sehr günstig einen Epson, der sich auch ohne Murren ins Wifi wie auch in die beteiligten Endgeräte integrierte. Leider trocknete da binnen weniger Wochen irgend etwas ein — ein Verhalten, das mir von meinem geliebten Deskjet von 2015 unbekannt war; der stand teils 6-9 Monate herum und druckte danach anstandslos. Reinigung und allerlei Tricks klappten nicht.

Dann bekam ich aus der Familie einen ebenfalls sehr alten HP, wiederum Tintenstrahler. Leider ohne Netzteil: So ein dreipoliges lila Patent-Teil, das offenbar verloren gegangen war. Konnte ich also nicht in Betrieb nehmen.

Printerless in Nuremberg

Danach war ich knapp 2 Jahre druckerlos. Das macht heutzutage erstaunlich wenig: Wenn man an der Uni drucken kann, lassen sich selbstgemachte Geschenkgutscheine oder wichtige Formulare mit einigem Aufwand einfach dort ausdrucken. Muss man halt planen. Das war 3 Mal in den letzten Jahren nötig. Oder man druckt bei den Eltern oder bei dm. Oder so. Paketmarken druckt der freundliche DHL-Bote oder einfach die Packstation. Tickets hat man auf dem Handy. Phyische Fotos entstehen, wenn dann, eh bei dm. Und gibt es doch mal was Größeres, bestellt man das halt bei Flyeralarm/wirmachendruck/… oder einem Copyshop.

Leider wäre es jetzt in der Endphase der Masterarbeit doch serh praktisch gewesen, ab und zu mal eine Seite zu drucken: Um Seitenränder zu testen, für Korrekturen etc. Und demnächst werden bestimmt Exmatrikulationsformulare etc. pp. fällig. Daher: Was tun?

„just buy this Brother laser printer everyone has“

Schließlich erinnerte ich mich an einen Artikel von The Verge, der sagte, man solle einfach den günstigsten Brother-Laserdrucker kaufen und gut sei’s:

The Brother whatever-it-is will print return labels for online shopping, never run out of toner, and generally be a printer instead of the physical instantiation of a business model. (Nilay Patel, editor-in-chief of the Verge)

Es gibt auch eine 2024er Version mit dem unfassbar guten Einstieg:

It’s been over a year since I last told you to just buy a Brother laser printer, and that article has fallen down the list of Google search results because I haven’t spent my time loading it up with fake updates every so often to gain the attention of the Google search robot.

Das wird dann auch zum Lehrstück in Sachen LLM-Textgenerierung und Google-Results. Aber ich schweife ab.

Jedenfalls: Ich habe den Rat befolgt. Der „günstigste“, den ich fand, kostete 130 Euro, ließ sich schnell in Betrieb nehmen und druckt nun von allen Endgeräten. Ich bin sehr gespannt, ob ich das Thema „drucken“ nun für die nächsten 10 Jahre ignorieren kann. Ich hätte ja am liebsten meinen alten, über viele Jahre zuverlässigen Deskjet wieder, aber dessen Nachfolger war einfach unbrauchbar.

Was macht man mit alten Patronen?

Nun fliegen hier noch ein paar HP-301- und eine Ladung Epson-Tintenpatronen rum; leider sind einige auch schon abgelaufen. Das ist aber egal, denn via rebuy und Co. kann man die eh nicht verkaufen. Was also macht man mit denen …? Das ist ungefähr so wie ein Kilo 20-Cent-Münzen: Nominell haben die einen relativ hohen Wert, aber alle Wege, diesen zu „aktivieren“ sind zeitraubend, kostspielig, nervig etc.

„Soundcultures“: Ein Suhrkamp-Band mit CD!

Achim Szepanski — vielleicht von NON bekannt — gibt auch Musik heraus, seit den 90er Jahren mit einem nach Deleuze/Guattari benannten Label „Mille Plateaux“ (Wikipedia). Zu den philosophischen Hintergründen („Rhizom“, „Plateau“, „baumartig“, „repräsentativ“, …) gibt es dieses und dieses Youtube-Video, wobei Letzteres die Gedanken anhand der Verwendungsmöglichkeiten einer Drum Machine sehr musiknah ausführt. Zusammen mit Marcus Kleiner gab Szepanski 2003 den Suhrkamp-Band „Soundcultures — Über elektronische und digitale Musik“ heraus (vergriffen, aber antiquarisch gut verfügbar).

Im Buch (und der beiliegenden, niedlichen Mini-CD) geht es, wie der Untertitel suggeriert, um „elektronische“ und „digitale“ Musik. Das meint aber weniger den populären Zweig, etwa Techno, House und Co., sondern eher das avantgardistisch-experimentelle Feld, also sozusagen die „E-Musik“ der elektronischen Musik. Was das meint, kann man auf der CD hören; Clicks, Cuts, Noise, Ambient. (Ja, ich musste erstmal einen alten Laptop suchen, um die CD wiederzugeben.)

Im Folgenden notiere ich ein paar lose Lektüregedanken; wer umfassendere Besprechungen lesen will, wird hier fündig:

Das Hören hörbar machen?

Vermutlich kann man Soundscapes und Ambient Music, sofern sie mehr als unnmerklicher Hintergrund sein wollen, in eine Kategorie „explorativer“ Medien einordnen. Ähnlich wie Walking Simulator, Erkundungsspiele, Ambiente-Games oder manche Stories (ich denke an dich, HPL!) geht es vor allem darum, Atmosphären zu evozieren. Aber wozu?

Eine in den Texten wiederkehrende These (sinngemäß bei Dirk Baecker, aber etwa auch sehr ausführlich bei Christoph Cox): Experimentelle, explorative bzw. avantgardistische Elektronika macht es sich als Genre zur Aufgabe, einen „organlosen Körper“ zu schaffen. Was sowohl in der populären als auch in der sogenannten „ernsthaften“ Musik seit dem Barock vorherrschte, von der Sinfonie bis zum Song, war eine narrative Nutzung verschiedener „Organe“ des Körpers Musik. Instrumente oder Orchestersektionen dienten dazu, Spannungsbögen mittels Harmonie, Melodie, Rhythmus zu gestalten. Schon eine Akkordfolge kann als „Erzählung“ mit Zu- und Abnahme von Spannung verstanden werden. Das löst sich nun auf: Keine Organe und Schichten mehr, keine Erzählung, sondern „Soundscapes“ und Klänge, die keiner Funktion in einem Großen Ganzen dienen. Moleküle auf einem Plateau, wenn man so will.

Ich hatte ja mal die Frage, wie Luhmann Form und Medium verstanden hat, am Beispiel einiger musikalischer Formen zu beantworten versucht. In diesem Sinne wäre „Elektronika“ dann der Versuch, jeweils das Medium hinter den Formen hörbar zu machen und vor allem die Wahrnehmung selbst (so wird das auch ganz explizit in Dirk Baeckers Aufsatz besprochen). Das heißt auch, dass dieses Ziel des Genres nur verfehlt werden kann; ein Medium bleibt ja per definitionem nicht-wahrnehmbar, wahrnehmbar sind nur die Formen. Und die Formen der Elektronika-Genres funktionieren, auch emotional, und auch als „Musik“ in dem Sinne, dass sie als solche wahrgenommen werden — sie bleiben also Formen, wie „organlos“ auch immer. (Und man kann überlegen, wie viel Musikkonsum heute „Avantgardemusik“ betrifft und wie viel sich klassisch im Strophe-Refrain-Aufbau bewegt.)

Ich frage mich, wie das vor der Barock-Entwicklung war und werde dem wohl bei Gelegenheit nochmal nachspüren: Gab es hier nicht bereits den populären „Song“ im Sinne von Erzählung mit Refrain und Strophe? Und im religiösen Kontext gab es ja auf jeden Fall die Erzählung, man denke an die Passionsstücke.

Die CD

Das ist das einzige Suhrkamp-Buch, das ich besitze, dem eine (Mini-) CD beiliegt! Hier die Track-Liste von Discogs, die sich auch hinten im Büchlein findet:

01 Vladislav Delay – Solid As A Rock
02 Atom TM – Kleine Hausmusik #16
03 Shuttle358 – Proxy 0:51
04 Costello – Nariwa [Extract]
05 Andreas Tilliander – One Minute Women
06 Mikael Stavöstrand – Floating
07 alva.noto – 60 Sec
08 Frank Bretschneider – Drift
09 Thomas Köner – 1 Minute
10 Kim Cascone – Microreplica [Mantissa Edit]
11 Christophe Charles – Narita
12 Taylor Deupree – Verse
13 Terre Thaemlitz – Thaemlitz MP Catalog, 225 Layers, 113 Stereo Files, 60 Sec.
14 Heimir Björgulfsson – The Give Jingle
15 Asmus Tietchens – Teilmenge 26
16 Ekkehard Ehlers – Fantasie
17 Random Inc. – Random_inc At KALANDIA [Jan 8th 2003]
18 Achim Wollscheid – 60sec.wav
19 Marcus Schmickler – Rekursi
20 Boris Polonski – One Moment In Rhyme
21 Station Rose – Open That File
22 Michael Harenberg – Flsaxklbl

Leider sind die meisten Stücke nirgends online verfügbar, soweit ich das feststellen konnte (sonst hätte ich eine Playlist erstellt). Man kann aber auch einfach den beteiligten Musikern nachrecherchieren und sich etwas anhören. Übrigens: Kein Gendern nötig. Und auch im Buch ist kein Beitrag einer Frau zu finden. Das finde ich auffällig und etwas anachronistisch, auch für das Erscheinungsjahr 2003: Hat keine einzige Frau etwas zum Thema elektronische Musik beizutragen (gehabt)? In den Veröffentlichungen des Labels finden sich inzwischen ein paar, aber relativ wenige Frauen. Vielleicht ist das ja so ein post- bis metamoderner Frankfurter Männerbund …?

Fazit

Insgesamt ist das Buch sehr lesenswert, unterhaltsam und trotz (je nach Beitrag mehr oder weniger präsentem) Deleuze-Guattari-Unterbau auch recht eingängig und verständlich. Was vielleicht daran liegt, dass die Plateau-Rhizom-Deleuze-Guattari-Analysen schon wieder einer vergangenen Mode zugerechnet werden können:

Dabei wird dann deutlich, dass der Diskurs von Soundcultures eher am Ende einer vielversprechenden Entwicklung steht, welche sich heute zweifelsohne im Stadium der Ernüchterung befindet. (Olaf Karnik, Deutschlandfunk)

Jedenfalls ist das hier näher dran an dem, was ich mir unter Musiksoziologie vorstelle, als etwa die Tagung in Weimar.

3 Gedanken zu „MA-Abgabe, Heimdrucker, Soundcultures“

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