Semesterferienupdate: Ein Jena-Kurztrip

Es gehört zu den schlimmsten Eigenschaften unserer Sprache […], die Prädikation auf Satzsubjekte zu erzwingen und so die Vorstellung zu suggerieren und schließlich die alte Denkgewohnheit immer wieder einzuschleifen, daß es um »Dinge« gehe, denen irgendwelche Eigenschaften, Beziehungen, Aktivitäten oder Betroffenheiten zugeschrieben werden.
Das Dingschema (und entsprechend: die Auffassung der Welt als »Realität«) bietet aber nur eine vereinfachte Version der Sachdimension. Dinge sind Beschränkungen von Kombinationsmöglichkeiten in der Sachdimension.
(Luhmann, Soziale Systeme, S. 115)

Was passiert — außer Rückblicken — so in den Semesterferien? Zum Beispiel habe ich nach 9 Monaten endlich die Note zum Musik-Essay aus dem Sommersemester bekommen. Und ich bin nochmal nach Jena gefahren.

Ein Kurztrip nach Jena

Hurra! Es war kein Bahnstreik zu erwarten! Weselsky will die Bahn ja mittels Streiktaktik zum unzuverlässigen Verkehrsmittel machen. Leider braucht die Bahn dafür oft keinen Weselsky: Meine gebuchte Verbindung wurde von 10.06 auf 9.49 vorverlegt. Kurz vor Abfahrt kam dann die Meldung, dass es doch 10.06 werde. Es wurde aber 10.12 Uhr. Und nach Erfahrungen im Urlaub, wo aus 19 Minuten Verspätung spontan 3 wurden, habe ich mich auch nicht getraut, woanders als auf dem Gleis zu warten. Naja. In Erfurt hatten wir dann aber nur noch 10 Minuten Verspätung und alles klappte problemlos … Vielleicht braucht’s dann doch einen Weselsky.

Ansonsten war es ein schöner und sonniger Jena-Aufenthalt mit vielen Kaffee- und Essens-Terminchen. Richtiggehend Sozialstress. Meine Unterbringung im Zentrum war sehr praktisch, zumal ich 3 Fußminuten zur Hauptmensa hatte und mir keinerlei Gedanken über die Versorgung machen musste. Lage, Lage, Lage!

Recherchen & Vorgaben zu Large Language Models („KI“) in wissenschaftlichen Arbeiten

In Jena konnte ich dann noch einige verbliebene randständige Literatur zu meiner Masterarbeit sichten (ohne inhaltliche Auswirkungen).

Aus mir unerfindlichen Gründen wurde die Literatur zu „soziologischer Theorie“ und „Emotionssoziologie“ und auch noch ein Buch vom „Philosophen“ Richard David Precht in dasselbe Regalbrett gesteckt und derselben Signaturengruppe SOZ:FB:1000:… untergeordnet. Weird. Ich fragte mal nach, ob man eine Liste aller Systematiken der Thulb-Teilbbs einsehen könne, aber das geht wohl nicht:

Die Systematiken, nach denen die gedruckte Literatur in der Teilbibliothek Rechts-, Wirtschafts- und Sozialwissenschaften aufgestellt werden, sind nach meinem derzeitigem Stand nur für den internen Dienstgebrauch. Eine Einsichtnahme durch Außenstehende ist mir daher für die Systematiken der von mir betreuten Fächer nicht möglich. […]

Sie haben natürlich, wenn Sie möchten, während der Öffnungszeiten der Teilbibliothek Rechts-, Wirtschafts- und Sozialwissenschaften die Möglichkeit, sich anhand der Regalbeschilderungen über die Aufstellung der soziologischen und politikwissenschaftlichen Literatur vertraut zu machen.

Schade! Das wäre ganz schön viel Arbeit …

Außerdem habe ich die Print-Fassung meiner Essays abgegeben und eine Sprechstunde zu meiner Masterarbeit wahrgenommen. Da ich in einer Fußnote ein sehr kurzes mit Gemini (bzw. damals noch Bard) generiertes Fitzelchen „KI“-Text habe, werde ich wohl auch auch meine „Eigenständigkeitserklärung“ von schlanken 5 Zeilen auf anderthalb Seiten aufblähen … Sicher ist sicher. Denn es gibt neue Vorgaben des AG „KI in der Lehre“ in Abstimmung mit dem Rechtsamt der Uni. Eigentlich bezieht sich das natürlich darauf, dass man LLMs nutzt, um Abschnitte der Arbeit zu generieren, was dann die „Eigenständigkeit“ einschränkt.

In meinem Fall ist das anders: Ich hatte Bard gefragt, ob es Gefühle hat, um einen Datenpunkt für die Frage zu haben, inwiefern die Teilnahme nichtmenschlicher Aktanden an Kommunikation mit Emotionen zusammenhängt. Es geht also explizit nicht darum, einen Teil der Arbeit durch „KI“ zu generieren, sondern um vom Modell generierten Text als Thema. Aber so ganz sicher ist nicht, wie das einzuordnen ist, daher gibt es halt mehr Text zur Absicherung. So viel zu meinen akademischen Abenteuern.

Deutschlandticket Uni

Meine Jena-Fahrt war ungeplant sehr gut getimed, denn sonst wäre ich nun mein Deutschlandticket los. Am 18.3. kam die Mail, dass man bis 20.3. ein „neues“ Abo beim Jenaer Nahverkehr abschließen muss, um weiter ein DT zu haben. Dafür braucht man eine neu validierte Thoska — die ich noch nicht hatte. Also war die erste Amtshandlung in Jena klar …

Da ich schlimmer Querulant bin, musste ich das freilich so zurückgeben:

Hi XYZ, danke für die Mail – aber das ist schon etwas kurzfristig, oder? Bis übermorgen neu validierte Thoska hochladen oder kein DT mehr …? Und (warum) geht das nicht auch mit einer Immatrikulationsbescheinigung? Ich kenne diverse Leute, die in den Semesterferien nicht nach Jena kommen (mich eingeschlossen, aus purem Zufall fahre ich heute das erste Mal seit Anfang Februar sowieso nach Thüringen und kann das knapp noch erledigen).

Lohnt sich trotzdem — gegenüber dem DT bei meinem Arbeitgeber spare ich ca. 13 Euro je Monat — aber das ganze Drumherum nervt schon enorm (und Handyticket finde ich auch einfach unkomfortabel, zumal man die Thoska bei der Kontrolle doch immer wieder rausholen muss). Daher bin ich irgendwie froh, ab Oktober wieder ein ganz normales Jobticket zu haben, um das sich einfach die Buchhaltung kümmert …
So viel als Feedback, trotzdem danke für deine und eure Arbeit …

Der (raschen) Antwort entnahm ich dann, dass die Mail wohl schon Donnerstag raus sollte, das aber irgendwie nicht geklappt hatte. Naja. Ging ja nochmal gut. Also so halb, der Bestellprozess im Shop vom „Jenaer Nahverkehr“ (siehe) war wieder eine Tortur. Die DB kann das Thema aber auch nicht besser, da stimmen dann Texte und Tickets nicht überein:

Man fragt sich schon laufend, was da eigentlich so schwer ist. Und wenn man dann weiß, was so schwer ist, kann man es nicht glauben.

H.P. Lovecraft, everywhere

Da guckt man nur unschuldig eine arte-Kurzdoku über Techno und Tiktok und stößt auf einen Techno-DJ, Tham, dem man nachrecherchiert. Und stolpert über ein Lovecraft-inspiriertes Album: „Cthulhu Nation“ mit Songs wie „R’lyeh“. (Musikalisch hat mich hier nichts an Große Alte erinnert.)

Die Lehre? Der Mythos ist inzwischen omnipräsent und Mainstream; das ist umso ironischer, als sich die Doku darum dreht, wie sehr Techno aus der Subkultur-Safe-Space-Nische in den Mainstream gewandert ist.


Beitragsbild: Goodbye and thanks for all the fish!

1 Gedanke zu „Semesterferienupdate: Ein Jena-Kurztrip“

Schreibe einen Kommentar

Durch die weitere Nutzung der Seite stimmst du der Verwendung von Cookies zu. Weitere Informationen

Die Cookie-Einstellungen auf dieser Website sind auf "Cookies zulassen" eingestellt, um das beste Surferlebnis zu ermöglichen. Wenn du diese Website ohne Änderung der Cookie-Einstellungen verwendest oder auf "Akzeptieren" klickst, erklärst du sich damit einverstanden.

Schließen