WS24/15: Das Ende der Präsenz

“Ambient music should not have any direction — it should remain ambiguous and incomplete.” (Phew)

Ein bisschen merkwürdig ist das schon immer im (leeren) IC nach Jena. Pünktlich zur Abfahrtszeit sind alle relevanten Parteien vor Ort, inklusive dem Zug; man fährt dann pünktlich los, auf einer scheinbar leeren Strecke, und tuckelt vor sich hin; und dann ist man plötzlich 5-10 Minuten verspätet, obwohl man nirgends merklich Zeit verliert, weder auf der Strecke noch an den „Unterwegshalten“. Ein Temporalmysterium.

Aber das ist nun vorbei, und ich lasse Thüringen, Sachsen und Sachsen-Anhalt zurück, kurz bevor die AfD sich diese Ländereien einverleibt. (Ich hatte schon mal erwähnt, dass es in Merseburg ein merkwürdiges Fehlen der Jahr 1933–1945 im Stadtmuseum gibt, gell? Ja.)

Pläne

Nun stellt sich natürlich die Frage: Was mache ich in den nächsten Wochen?

  • Vermutlich nicht mehr so viel bloggen. Irgendwann demnächst will ich nochmal einen Rückblick aufs dritte Semester sowie auf die ganzen Veranstaltungen und entstandenen Arbeiten wagen. Sozusagen als Abschluss dieses Lerntagebuchs.
  • Dann muss meine MA noch überarbeitet werden, wenn mehr Feedback eingegangen ist (vielen Dank schonmal an die vier bisherigen Testleser und die bisherige Testhörerin!).
  • Für S&G steht ein zweiter Essay an.
  • Ein paar Projekte warten auf Fortführung.
  • Eine Woche Nordseeurlaub.
  • Ein paar Leute besuchen.
  • Gerade liegen mehrere Lektüren auf Halde: Lisa Feldman Barretts „How emotions are made“ (was immer noch MA-Bezug hat) sowie der „Schelmenroman“ von Gerhard Henschel.
  • Außerdem warten noch Leute auf Feedback zu Haus- und Masterarbeitsentwürfen …

Uni

Das ist also tatsächlich die letzte Präsenzwoche! Unglaublich. Kurz vor Zugabfahrt traf ich eine Kommilitonin aus E&G (SS23), die heute auch zum letzten Mal in einer Präsenzveranstaltung war. Im Gegensatz zu mir will sie aber tatsächlich nie wieder einen Fuß auf Jenaer Boden setzen …

S&G: Essay-Besprechung

Wir besprachen Essays, und es war eine der besten Sitzungen des Seminars (auch, weil wir immerhin zu siebt waren). Drei Mal ging es um Bourdieu, ein Mal um Habermas, ein Mal um Luhmann. Ich überlasse es den geneigten Lesys, daraus allfällige Schlüsse zu ziehen!

K&Ü: Degrowth (Tim Jackson)

Wir lasen einen Text über die Fragen

  1. ob permanentes Wachstum möglich ist (der Text sagt: nein),
  2. was am Argument dran ist, dass sinkendes Wachstum automatisch zu steigender Ungleichheit führen muss (Text: das ist Propaganda),
  3. wie sich Null-Wachstum und sinkende Ungleichheit gleichzeitig ermöglichen lassen (Text: per Grundeinkommen oder per Staatskontrolle über Geldschöpfung und entsprechende Investitionen in wachstumsschwache, aber „sinnvolle“ Bereiche).

Wachstum wurde mehr oder weniger definiert als steigendes Pro-Kopf-Bruttosozialprodukt („global GDP per capita“), und das wiederum setzt sich zusammen aus Arbeitsproduktivität mal Arbeitskräfterate (wie hoch ist der Prozentsatz der Menschen „in Arbeit“?) mal durchschnittliche Arbeitszeit. Generelles Wachstum erfordert also immer eine Zunahme mindestens eines der beteiligten Faktoren.

Zu c): „Elaborating on these ideas is beyond the scope of this paper.“ Schade. Aber dennoch eine recht spannende Lektüre. Takeaway: Das OECD-Produktivitäts-Wachstum könnte (ab) 2028 bei 0 liegen — mit unklaren Folgen für die Welt der Arbeit … daher bleibe ich erstmal gesichert in meiner Identität als Tech-Nihilist.

Nach dem Seminar entspann sich noch eine Kaffee-Diskussion über ETFs. Kann man die als Beteiligung an Produktionsmitteln werten …? Und mit welchen (theoretischen und praktischen) Folgen? Sind von Blackrock emittierte, physisch replizierende Index-ETFs da anders zu bewerten als Einzelaktien von Unternehmen? Oder ist das alles eine reine Illusion und soll Leuten unter Vorspiegelung ihrer Überlegenheit („finanzieller Bildung“) nur das Geld aus der Tasche ziehen? Ist das das neue Sparbuch, von dem vor allem Mittelsleute profitieren? Hat man was von einem Kuchen …?

Die Union ist …

„Früher war die CDU eine Partei für Menschen, die der Auffassung sind, dass der Sozialstaat keine unbegrenzte Zuwanderung verträgt. Sie war die Partei der Autofahrer, die Partei der inneren Sicherheit, die Partei der Bauern. Sie bot einem Grossteil der bürgerlichen Mitte eine politische Heimat.“ (Wie man anhand der Rechtschreibung unschwer erkennen kann aus der NZZ.)

Autofahrer, innere Sicherheit, Bauern. Genau meine Klientel. Fehlt nur noch „Wertegemeinschaft rund um Familie, Christentum und Tradition“.

Achso. Stimmt.


Beitragsbild: Jena zeigt sich nochmal von seiner grau(sig)sten Seite.

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