Gefühle bieten sich an, überschätzt zu werden, weil sie immer und überall beteiligt sind.
Das heißt aber noch nicht, dass sie alles erklären!
(Kein Zitat, sollte aber eins sein.)
Ich schulde ja noch ein paar Rückblicksgedanken zum zweiten Semester, aber irgendwie haben mich Arbeitsstart und Sozialleben in Nürnberg überspült. Letzte Woche gab es ein kleines Adventure-Motiv: Wir waren im neuen Indiana Jones-Teil, der mir recht gut gefiel (der Kritik offenbar nicht) — was vor allem an „Fleabag“ als Protagonistin neben Harrison Ford lag. Und passenderweise spielten wir auch noch das erste Szenario der Dschungel-Tempel-Mystery-Kampagne „The Forgotten Age“ für AHLCG (Playlist). Entsprechend habe ich ein bisschen mit Stable Diffusion 1.5 rumgespielt:
Man achte darauf, dass da noch sämtliche Extremitäten komisch aussehen. Kurzer Lektüretipp: Psychoanalyse und AI in „The Algorithmic Unconscious“.
Mein Jena-App gehackt
Laut einer Mail wurde die „Mein Jena“-App gehackt – die Mail kam Freitagnacht (!), obwohl der Vorfall wohl am Dienstag aufgetreten war. Mehr weiß man nicht.
Besonders bitter ist das, weil alle Studys, die ein Deutschlandticket als Semesterticket nutzen wollen (ich berichtete), auf diese App verpflichtet wurden. Die App ist technisch eher schlecht, Logins fizzlen oft erstmal, kein Wunder, dass sie gehackt wurde. Aber man kommt nicht um sie rum. So liebt man das: Man wird gezwungen, etwas zu nutzen, dort aber nicht vernünftig geschützt.
Schade, dass man für so etwas keinen IT-Leiter in Haftung nehmen kann – ist ja ein Software-Problem, kann man nichts machen. Bzw. hatte da jemand gaaaaanz viel kriminelle Energie – da kann man nichts machen. Doch, kann man! Genau wie beim Problem Phishing. Ich wiederhole, was ich dort sagte: „Irgendwie läuft da gerade was ganz gehörig schief mit diesem Internet.“ Ich habe jedenfalls mal wütende Mails an den Jenaer Nahverkehr und den Stura geschickt. Vermutlich habe ich in Thüringen nun einen Querulanten-Eintrag in irgend einer Akte.
Ranking
Analog zum ersten Semester soll es auch diesmal wieder ein Ranking geben. Dabei sind Prüfungen bzw. deren Ergebnisse natürlich noch nicht einberechnet. Here goes:
- Emotionsgeschichte: Ja, schon wieder ein historisches Seminar auf Platz 1! Das Thema „Gefühle“ war ja eine Art Schwerpunkt dieses Semester, und das Seminar passte hervorragend hinein. Ein guter Überblick über die Forschung – nach einigen Sitzungen hatte man das Gefühl, nun die wichtigsten Akteurinnen und Akteure, Konzepte und Theorien zu kennen. Die Seminardiskussion war fast immer lebhaft und die Exkursion nach Dresden sehr spannend. (Note: 1)
- E&G: Sehr, sehr nahe an Platz 1 – sozusagen der empirische Gegenpart zur theorielastigen Gefühlsbeschäftigung des Semesters. Zusammen mit Platz 3 auch ein zweiter Schwerpunkt: Eigentum und Ungleichheit. Immer spannende Diskussionen und viel Bezug zur Lebenswirklichkeit, tolle Atmosphäre, ab und zu zu dünn besetzt. (Note: 1)
- Eigenes Haus: Wie Platz 2, nur mit leicht anderem Fokus. Das Highlight waren die Paar-Interview-Ausschnitte aus dem Forschungsprojekt. Die Diskussionen waren ebenfalls sehr lebhaft, aber wegen der oft geringen Teilnehmendenzahl nicht ganz so ergiebig. Im Gegensatz zu meiner anfänglichen Erwartung konnte ich an fast jeder Sitzung teilnehmen; ich habe des Seminars wegen einige andere private Pläne umgeworfen, und das will ja was heißen. (Note: 1-)
- AK: Ideale Ergänzung zu Platz 1. Wäre der Eigentums-Schwerpunkt nicht so spannend gewesen, wäre AK auf Platz 2 gelandet. Viele Überschneidungen mit der Emotionsgeschichte (Hochschild, Illouz). Theoriseitig fand ich den Schwerpunkt auf Kritischer Theorie und Neoliberalismus-Kritik interessant, aber vielleicht zu ausgeprägt; ein paar mehr Ansätze mit „leiser Distanz“ (Luhmann) hätten mir gefallen. (Note: 2)
- LK: Weitaus besser als der erste Lektürekreis: Besseres Buch, angenehmere Diskussionsatmosphäre (weil weniger Leute da waren). Aber insgesamt bin ich vom Format nicht ganz überzeugt. Es hat nicht so richtig zur Integration des Jahrgangs geführt. (Note: 3+)
- KGB: Einige Themen waren spannend, andere nicht so. Manche Konzepte fand ich einleuchtend, andere gar nicht. Ein Wochenende Druckbetankung ist kein sinnvolles Format. Aber die Lektüre von Kevin Floyd möchte ich nicht mehr missen, der Verdinglichungs-Ansatz spielt z.B. auch in „AK“ rein und wird in meine Prüfung dort einfließen. (Note: 3)
- RuS: Schade fand ich, dass trotz 4 respektive 3 Teilnehmenden das Seminar relativ distanziert blieb – das hätte man auch irgendwie „nahbarer“ machen können. Die erste Sitzung war recht zäh, die zweite deutlich angenehmer und lebendiger. Inhaltlich war einiges interessant, anderes (Frühsozialisten) hat mich nicht besonders affiziert. Die Betreuung und Organisation war unterirdisch, das kann man nicht beschönigen. Immerhin entsteht wohl eine weitere spannende Hausarbeit überTheosophie. Und: Das ganze Politik-Modul hätte ich mir aber ja auch nicht rausgesucht, es steht halt als Pflicht im Studienplan. (Note: 4+)
Und dann ist da noch Ideengeschichte (VL + Kolloquium): Hat mich terminlich und inhaltlich nicht abgeholt, aber das war vorher klar – aus gutem Grund habe ich 2007/08 nach zwei Semestern den Plan aufgegeben, Politikwissenschaft zu studieren. Der Musik-Essay hat aber Spaß gemacht. Es fühlt sich falsch an, hier eine Note zu vergeben, denn ich kann nur sehr subjektiv sagen, dass mich die außereuropäische politische Ideengeschichte nicht im Ansatz so sehr interessiert hat wie alles andere im Semester.
Prüfungen: Mündliche AK!
Ansonsten prokrastiniere ich das Schreiben an Hausarbeiten, was bedeutet, dass die Wohnung recht sauber ist. Aber wenigstens ein Stündchen sitze ich jeden Tag (außer an meinem Geburtstag) an den Brief-Exzerpten. Ich vermute, es wird eine 25-seitige normale und eine 40-seitige „Extended“-Hausarbeit geben, denn mit zeithistorischen Bezügen, Brieftheorie, Gefühlstheorie und dem ganzen Material aus den Briefen kommt da richtig viel zusammen. Nächste Woche vielleicht mehr.
Am Dienstag hatte ich meine erste mündliche Prüfung ever (wenn man die Verteidigung der Bachelorarbeit 2012 nicht mitzählt), und zwar in AK. Ein paar Sachen fand ich bemerkenswert:
- Der Aufwand für eine Hausarbeit steht in keinem Verhältnis zum Aufwand für eine Mündliche. Angenommen, man hat alle oder die meisten Texte gelesen, dann braucht man einen Tag für das Thesenpapier, einen Tag für Lektüre und vielleicht noch einen Tag für generelles Wiederholen. Macht drei Tage. Eine Hausarbeit „kostet“ im besten Fall zwei Wochen für Lektüre, Entwurf, Korrektur, Feedback, zweite Korrektur. Eher drei Wochen.
- Dafür muss man sich damit abfinden, dass sich in 30 Minuten entscheidet, welche Note man für ein komplettes Modul bekommt — immerhin ein Elftel der Gesamtnote des Studienabschluss (10/110 ECTS; ein Modul im Wert von 10 ECTS wird bei uns nicht benotet). Eine Hausarbeit fühlt sich „sicherer“ und kontrollierbarer an.
- So eine halbe Stunde ist extrem schnell vorbei und man hat das Gefühl, gar nichts gesagt zu haben.
- Per Zoom ist das irgendwie komisch: Bei mir kam kein richtiges „Prüfungsgefühl“ auf, es hätte auch ein normales Meeting mit eher unvertrauten Personen sein können.
Lief sehr gut, ich hoffe, bei meiner zweiten Mündlichen im August (dann für E&G) wird es genauso.
Beitragsbild: Nürnberg (Symbolbild)
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