Frohe Feiertage!

Es ist wieder diese Zeit im Jahr. Alles wird gemütlicher, entspannter, ruhiger, friedlicher, freundlicher, weniger gestresst, liebe- und respektvoller … Toll, dass die Entspannung auf Knopfdruck, das resonante Weltverhältnis mit Ansage jedes Jahr so zuverlässig klappt!

Soweit zur Ironie. Nun zu den Fakten:

Unikrams zwischen den Jahren

Ich bin zu bedeutend weniger gekommen als erhofft, aber immerhin habe ich die Skelette meiner beiden Essays zum Thema „systemtheoretischer Körperbegriff“ fertig. Das war wegen eines Rechnerwechsels, Neueinrichtung von LaTeX, Nextcloudproblemen usw. etwas kniffliger. Jetzt muss ich eigentlich nur noch ein paar Übergänge schreiben, die Zitierweise in den Griff kriegen und die Kohärenz des Gesagten gegenlesen.

Ansonsten habe ich viel Luhmann gelesen, vor allem in den Aufsätzen aus „Soziologische Aufklärung“ und darin vor allem über Ideologien. Das hing noch ein bisschen mit meinen Recherchen zum Thema Ethik (Ergebnisse hier) zusammen; wie erklären wir uns die realweltlichen Probleme, die uns die Integration von widerstreitenden Werten machen? Warum muss das alles so schwammig sein?

Der Integration widersprüchlicher Werte zu einer konsistenten Ordnung dient ferner die abstrakte, schlagwortartige Formulierung der Ideologie, die übertriebene Verallgemeinerung ihrer Zwecke und – damit eng verbunden – die Mehrdeutigkeit ihrer leitenden Gesichtspunkte. („Wahrheit und Ideologie“, S. 62)

Der nächste Denkansatz geht also in die Richtung von Ethiken (plural!) als Ideologien. (N.B.: Der Ideologiebegriff bei Luhmann ist explizit kein negativer, denn Ideologien sind unausweichlich, fürs Handeln unverzichtbar. Man darf das, was sie zudecken – etwa Nebenfolgen von ideologisch motivierten Handlungen – nur nicht einfach ignorieren, wenn man Ideologien kritisieren und durch bessere ersetzen will.)

In other news: Offenbar stimmte meine Prüfungsleistungsberechnung doch nicht. Nun also: Essays; Hausarbeit Geschlecht und Religion; Hausarbeit Derrida. Keine Klausur. Naja. Das wird schon.

Hobbies

Auch wenn mich einige Freundinnen darauf hinwiesen, dass es ein Unding sei, als Studierendes nicht auch in den vorlesungsfreien Tagen eifrig zu lesen und zu lernen: Man muss ja doch mal abschalten.

Lovecraft-Doku

Wie regelmäßig dieses Blog Lesende wissen, bin ich großer Lovecraft- und Cthulhu-Mythos-Fan. Bei arte gibt es gerade eine halbstündige Doku, in der John Howe (der Tolkien-Illustrator) den Ursprüngen der Fantasy auch in Providence nachspürt. Den meisten Input gibt es wie so oft durch den Lovecraft-Experten S.T. Joshi. Zu kurz kommen leider die problematischen Aspekte von HPLs Leben und Werk.

Lovecraft war sein ganzes Leben lang in Wort und Schrift Rassist. Das kann man glaube ich nicht beschönigen, auch wenn es immer wieder versucht wird. Ich denke nicht, dass man Lovecraft deswegen nicht mehr lesen oder dass man das auf seinem Werk gewachsene Erzähluniversum boykottieren sollte, aber es (ver)stört mich, wenn bei einer Einordnung HPLs dieser Aspekt unter den Tisch fällt.

Ich finde es sogar schlimmer, Lovecraft und seine problematischen Ansichten und Äußerungen „wegzueditieren“, wie es wohl bei einigen Rollenspielpublikationen inzwischen passiert. Denn es ist auch schwierig, hier einfach Werk und Autor zu trennen – im Sinne „der Privatmensch Lovecraft war für biologisch begründete Rassensegregation, aber das hat mit seiner Fiction nichts zu tun“ und „den Cthulhu-Mythos können wir ja auch ohne Lovecraft haben“. Beides stimmt nicht. Viele Monstren, Kulte und Rituale sind direkt aus rassistischen Ressentiments inspiriert. Man denke nur an all die Motive von „interbreeding“, „degeneration“ etc. Da schwingt immer eine Idee rassischer „purity“ mit.

Das Einzige, was meines Erachtens hilft, ist, diese problematischen Aspekte anzusprechen und zu diskutieren. Klar, das dient nicht gerade der Kommerzialisierung, also verstehe ich, wenn Verlage da nicht unbedingt mitmachen. Aber bei einer auf arte gezeigten Doku habe ich eben höhere Ansprüche. Zumal HPLs Persönlichkeit durchaus thematisiert wird und die Doku sogar eine Ehrenrettung des Charakters versucht – nicht gegen den Vorwurf des Rassismus, sondern gegen das Vorurteil des Eigenbrötlers.

Vielleicht muss ich zu diesem Komplex nochmal einen eigenen Artikel schreiben.

RPG

Sogar eine Rollenspielrunde klappte! Das ist in unserem Alter ja nicht mehr selbstverständlich.

Arkham Horror

Auch für Kartenspiel und Lektüren ist wieder ein bisschen Zeit. Und nachdem mein Artikel „Mit Arkham Horror LCG starten“ seit Herbst sehr viel geklickt wird, vermute ich, es gibt zumindest marginales Interesse an dieser Art Content.

Da es unmöglich war, an alle Original-Novellen zu AHLCG zu kommen, habe ich mir die fehlenden in der „Dunkle Ursprünge“-Box von Cross Cult besorgt. (Ich wusste gar nicht, dass die was anderes als Comics machen.) Nun habe ich also alle alternativen Ermittlerinnen und Ermittler, und konnte auch endlich alle Stories lesen. Die Jenny Barnes-Geschichte gefiel mir nicht, aber die Stories zu Norman Withers und Silas Marsh waren sehr unterhaltsamer Pulp. (Warum ich mich schwer tue, diese Stories als „echten“ Beitrag zum Mythos-Erzähluniversum zu werten, habe ich hier zu erklären versucht.)

Für Standalone-Kurzabenteuer, von denen wir noch einige vor uns haben, setzen wir jetzt auf Dexter und Jenny, jeweils als Allrounder ausgestaltet (wobei Jenny etwas mehr auf Kampf, Dexter etwas mehr auf Ermittlung fokussiert sein wird). Damit sich Jennys alternative Karten lohnen, plane ich, die Szenarien als „Mini-Kampagne“ zu spielen, mit regulärer Steigerung zwischendrin. Mal sehen, ob das funktioniert … Der Einstieg mit „Der Fluch des Rougarou“ endete in einem Blutbad in den Sümpfen. (Leider vor allem unser Blut.) Aber bei passender Musik (meine Liste „Bayou Horror„, inspiriert von dieser Liste).

Und nun: Frohe Feiertage!

Vielleicht schreibe ich nächste Woche noch ein paar Blogstatistiken von diesem Jahr zusammen – quasi als Jahresabschluss. (Bloggen ist so eine tolle Prokrastinationsstrategie! Aber Prokrastinieren heißt ja immerhin, dass man etwas Wichtiges zu tun hätte.)

Bis dahin wünsche ich frohe Feiertage, wenig Stress – und vielleicht sogar den einen oder anderen glühenden Resonanzdraht. Und wer noch Weihnachtsmusik braucht, kann sich gerne bei meiner latent jazz-lastigen Playlist bedienen.


Beitragsbild: Frosti hat eine Wurstnase gefunden. Installation in der Goethe-Galerie, Jena. Anonyme Künstlerin, vermutlich 2022. Parallelen zu South Park hoffentlich zufällig.

6 Gedanken zu „Frohe Feiertage!“

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